Investmentpornografie

Investmentpornografie – warum du als Laie der bessere Experte bist

Warum du  nicht auf die „Experten“ hören solltest, warum die Masse am Markt völlig irrational handelt. Und warum du selbst das Steuer übernehmen musst.

Eine Limousine von BMW oder Mercedes? Das Handy von Apple oder Samsung? Urlaub auf Teneriffa oder Mallorca? In nahezu allen Lebensbereichen haben wir die Qual der Wahl. Wir verbringen unzählige Stunden damit, verschiedene Produkte miteinander zu vergleichen, lesen entsprechende Tests und Erfahrungsberichte und erkundigen uns nach Meinungen unserer Freunde und Bekannten. Der Konsument konsumiert immer bewusster.

Warum wir uns nicht mit Finanzen beschäftigen

Nur sobald es um das Thema Finanzen geht, schalten wir auf Durchzug. Über Geld zu reden fällt uns schwerer als über Sex zu sprechen. Doch woher kommt es, dass wir uns über alles Mögliche ausführlichst selbst informieren aber bei unseren Finanzen nahezu blind den Experten vertrauen?

 

Na weil diese es doch wissen müssten! Schließlich machen sie ja den ganzen Tag nichts anderes und einem Arzt vertrauen wir ja auch, dass er sein Handwerk versteht.

 

Aber wie steht es um das Vertrauen zu einem Arzt, der permanent und systematisch Fehldiagnosen stellt? Nun, hier würdest du vermutlich schleunigst das Weite suchen, bevor dir wegen Halsschmerzen noch das linke Bein amputiert wird.

 

Die Finanzexperten zeigen uns jeden Tag aufs Neue, dass sie gnadenlos versagen. Sie belegen es sogar schwarz auf weiß in ihren Finanzzeitschriften, die in der Rückschau häufig durchaus amüsant zu lesen sind.

 

Die traurige Wahrheit: 96% aller Anleger schaffen es nicht, den Markt dauerhaft zu schlagen. Die Experten wie Fond Manager sind davon nicht ausgenommen.

 

Doch sind die Finanzexperten alle dumm? Nein! Paradoxerweise erfüllen sie genau das, was die Kunden von ihnen verlangen und sie sind sogar verdammt gut darin!

 

Die Finanzindustrie ist eine Branche wie jede andere auch.  Und jede Branche hat das legitime Ziel, Gewinn zu erwirtschaften.  Man muss sich an dem Kunden orientieren, ohne Wenn und Aber.

Ein falscher Stadtplan ist uns immer noch lieber als gar keiner

Angenommen ich würde eine Finanzzeitschrift auflegen. Im Sinne der Kunden müsste ich schreiben: „Leute, lasst euch nicht verarschen, niemand, absolut niemand kann den Aktienkurs vorhersagen!“ Doch würde diese Zeitung jemand kaufen? Nein, weil die Antwort äußerst unbefriedigend ist. Der Mensch hasst es, keine Kontrolle zu haben und wir lieben plausible Geschichten. Ob die Geschichten stimmen oder nicht, ist völlig egal, Hauptsache sie sind plausibel.

 

Obwohl die Aussage richtig ist, hätte ich mit meiner Zeitung ein massives Absatzproblem. Außerdem wüsste ich nach zwei Ausgaben gar nicht mehr, was ich noch schreiben sollte. Ich habe nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich stampfe das Projekt ein oder ich orientiere mich am Kunden und schreibe das, was der Kunde verlangt.

 

Und der Kunde verlangt Erklärungen für Zufälle, er verlangt Schlagzeilen wie „Anleger flüchten aus der VW- Aktie“. Er verlangt Sicherheit, auch wenn es sie nicht gibt oder sie unverhältnismäßig teuer ist und er verlangt „Geheimtipps“.

 

Die Tatsache, dass allein die Schlagzeile: „Anleger flüchten aus Aktie XY“ vollkommen unsinnig ist, scheint niemanden zu interessieren. Wie bitte soll man aus einer Aktie flüchten? Ich kann eine Aktie verkaufen, ja. Aber auch nur, wenn es dafür einen Käufer gibt. Das heißt, immer wenn ein Anleger „flüchtet“ muss auch einer reinströmen. Du kannst dein Auto ja auch nicht verkaufen, wenn es keiner kaufen will. Wohin? An wen?

 

Stell dir vor ich wäre Aktienexperte und ein Nachrichtensender blendet mich mit Mikrofon in der Hand und dem Börsentrubel auf dem Parkett in Frankfurt im Hintergrund nach den Nachrichten ein. Die Moderatorin würde mich um eine Einschätzung der Lage und eine Prognose für die Zukunft bitten. Darauf hin würde ich mit den Schultern zucken und sagen: „Hmm, ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Was glaubst du, wie lange ich meinen Job da noch hätte?

 

Wenn mir mein Job lieb ist, würde ich Sätze sagen wie “ Also ich bin vorsichtig optimistisch, dass der Dax steigen wird.“ Mit dieser Aussage ist jeder zufrieden, mein Job wäre gerettet und wenn ich falsch liege, dann habe ich mir ja mit dem Wort „vorsichtig“ eine Hintertür offen gehalten.

Vergiss Investmentpornografie!

Eigentlich sind das doch gute Nachrichten für dich. Du kannst also getrost auf die ganzen Börsenzeitschriften und die Experten mit ihren Fachwörtern verzichten. Du brauchst deren Informationen nicht. Du bist ohne sie sogar deutlich besser dran! Investmentpornografie spricht im Wesentlichen 2 Emotionen in dir an: Angst und Gier. Dieses Konzept hat sich schon bei der Bildzeitung äußerst bewährt, nicht weil die Bildzeitung böse ist, nein, weil die Leute es ihnen aus den Regalen reißen!

 

Doch während es bei der Bildzeitung nur um Unterhaltung geht, geht Investmentpornografie an dein bestes: dein Geld!

Vergiss Geheimtipps!

Da ich mich intensiv mit dem Thema Aktien beschäftige, bleibt es nicht aus, dass mich die Leute oft nach einem „heißen Tipp“ fragen. Dabei interessieren sie sich gar nicht für Aktien, sie wollen einfach nur wissen, wie sie ganz schnell viel Geld aus dem Nichts verdienen können. Sie suchen eine Abkürzung. Doch wer nach Abkürzungen sucht, wird selbst abgekürzt!

 

Für Gauner ist es nämlich äußerst verlockend, diese ahnungslosen,  gierigen Schäfchen zu scheren. Und wie reagieren die Schäfchen darauf? Sie blöken!  Sie blöken in die Welt hinaus: „Der böse Mann da hat mich verarscht, mich über den Tisch gezogen!“ Doch hat er das wirklich?  Nein, er hat dir einen Tipp gegeben, der für dich nicht funktionierte. Doch du bist doch darauf eingegangen!

 

Aber es kommt noch härter. Weil du nicht erkennst, dass du die Ursache des Problems bist, lernst du aus dieser Erfahrung nichts. Also wirst du beim nächsten mal wieder geschoren, und wieder, und wieder.

 

Irgendwann gibst du auf und blökst weiter in die Welt: „Aktien sind riskant und viel zu spekulativ“ Deine Herde glaubt dir das.

 

Doch du hast von vorn herein einen Fehler gemacht: Du hast dich auf ein Spiel eingelassen, dessen Spielregeln du nicht kanntest!

 

Wenn mich jemand nach Geheimtipps fragt, nenne ich aktuell immer die VW- Aktie. Ich sage dann, dass ich mit ihr innerhalb von nur einem Monat über 40% Gewinn gemacht habe. Das stimmt sogar wirklich, ich bin bei einem Kurs von EUR100 eingestiegen, einen Monat später war sie bei EUR140. Ich sehe dann immer die großen Augen meines Gegenübers, das Interesse, die Gier ist mehr als geweckt!

 

Ich könnte die Leute jetzt einfach so stehen lassen und nichts weiter dazu sagen. Nehmen wir an, du würdest daraufhin sofort losrennen und die VW- Aktie zum aktuellen Kurs von EUR 140 kaufen. Doch was du nicht bedenkst: Dein Einstiegskurs liegt jetzt bereits 40% über meinem und damit ist auch dein Verlustrisiko deutlich höher als meins!

 

Es kommt wie’s kommen musste! Der aktuelle Kurs liegt jetzt, zwei Monate später, bei ca. EUR120. Und während ich immer noch satte 20% im Plus bin, bist du satte 20% im Minus! Angesichts der roten Zahlen bekommst du Verlustangst.  Und bevor du noch mehr verlierst, verkaufst du die Aktien lieber wieder und realisierst damit den Verlust von 20%.

 

Vermutlich bist du jetzt sauer auf mich und verteufelst Aktien. Du erzählst jedem, was für ein Gauner ich doch bin und wie riskant Aktien sind!

 

Ich wiederhole: Du hast dich auf ein Spiel eingelassen, dessen Spielregeln du nicht kanntest!

 

Dieser Sachverhalt erklärt, warum die breite Masse entgegen jeder Vernunft handelt. Sie kaufen Aktien teuer ein und verkaufen, wenn sie billig sind. Machst du das im Supermarkt auch so? Klar, du siehst: „Ah die Butter ist heute wieder 2 Euro teurer geworden, da kauf ich mal lieber auf Vorrat, bevor es wieder billiger wird!“

 

Genau so erging es tausenden von Menschen mit der „Volksaktie“ Telekom. Es ist schwierig der Gier zu widerstehen, wenn alle um dich herum Geld mit dieser Aktie zu verdienen scheinen. Doch je teurer du kaufst, umso höher ist dein Risiko! Im Prinzip gibt es keine guten und schlechten Aktien, nur gute und schlechte Einstiegszeitpunkte.

Investiere nicht in Einzelaktien!

Nachdem ich den Leuten dann die Story mit der VW- Aktie zu Ende erzählt habe, sind die meisten sichtlich ernüchtert und winken ab. Sie haben einfach kein Interesse daran, sich so intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Es gibt keine Abkürzung? Okay, dann lass ich es halt! So habe ich die Leute zwar vor einer Dummheit bewahrt, aber ihnen auch nicht wirklich geholfen.

 

In der Tat rate ich jedem Anfänger von so genanntem „stock picking“ (investieren in Einzelaktien) ab. Auch ich mache dies nur als Hobby und weiß, dass ich damit deutlich daneben liegen kann. So wie andere ins Kasino gehen, kaufe ich Einzelaktien nur so aus Spaß und in vollem Bewusstsein, dass ich spekuliere und nicht investiere.

 

Doch hey, habe ich es schon erwähnt? Die Welt ist geil! Und was wäre eine geile Welt, wenn es nicht auch für den weniger ambitionierten Sparer eine echte Alternative geben würde?

 

Wenn 96% es sowieso nicht schaffen, den Markt dauerhaft zu schlagen, warum es dann überhaupt erst versuchen? Warum nicht mit der durchschnittlichen Rendite von 8% zufrieden geben? Genau hier setzt das so genannte „Indexing“ an. Doch auch bei Fonds ist nicht alles Gold, was glänzt!

 

Aber wenn du ein paar Sachen beachtest, kannst du mit geringem Aufwand automatisiert die 96% der Anleger hinter dir lassen!

 

Und wie du das machst, zeige ich dir im nächsten Artikel…

 

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

avatar
  Abonnieren  
Benachrichtige mich bei